Buchbesprechungen
Mein Leben ohne tägliche Lektüre? Ohne gebrauchte oder neue, geschenkte oder geliehene Bücher? Unvorstellbar!
Daher möchte ich auf dieser Seite meine Leseeindrücke teilen und Interessierten ganz unterschiedliche Texte vorstellen. Ich blicke auf aktuelle Neuerscheinungen, Backlist-Titel oder Klassiker, präsentiere thematische Bücherstapel und verschiedene Genres.
Als @textwerkbremen poste ich seit 2021 auch Buchbesprechungen auf Instagram. Dort gibt es täglich Content rund um meinen Alltag mit Literatur. Ich freue mich über Besuche und digitalen Austausch auf meinem Account.
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Ulrich Land – Die Leiden der jungen Weiber
„Ein spitzes Gelächter, lautes Gejuchze. Ein Riesenpläsier. Das Vergnügen des Verbotenen. Des nicht Standesgemäßen, völlig Verrückten. Genau die passende Einstimmung für das, was sie in den nächsten Tagen aushecken würden.“ (34)
Ljudmila Ulitzkaja – Alissa kauft ihren Tod
„Sie saßen da, schauten sich um, überwältigt von der Größe und Schönheit des Anblicks und in lastendes Schweigen gehüllt, denn sie hatten nicht gelernt, etwas in Worte zu fassen, das komplexer war als die alltäglichen Notwendigkeiten verlangten.“ (85)
Ulrich Alexander Boschwitz – Der Reisende
„Man muss sich aber an die Wirklichkeit klammern, sie ist, wie sie ist, unwirklich genug.“ (175)
Domenico Müllensiefen – Schnall dich an, es geht los
„Irgendwann hatten wir uns verloren. Selbst heute konnte ich nicht sagen, was eigentlich falsch gelaufen war. Vieles war nicht richtig gelaufen, vermutlich das Wenigste.“ (115)
Bora Chung – Der Fluch des Hasen
„die dünne Stimme klingt so ängstlich, wie sie sich fühlt, und die Finger, die ihre linke Hand halten, scheinen verlässlich zu sein. Also beschließt sie, der Stimme und den Fingern zu vertrauen, während sie zusammen auf trügerischem Untergrund mit unbekanntem Ziel durch die pechschwarze Nacht laufen.“ (82)
Marica Bodrožić – Das Herzflorett
„Eigentlich hat Pepsi schon lange verstanden, dass man mit Metaphern nur vorübergehend ein bisschen besser atmen , aber nie richtig leben kann, dass weder Menschen noch das Leben selbst Metaphern sind, aber man trotzdem irgendwie alles übersetzen muss für sich, um es ein bisschen zu verstehen.“ (201)
Daniel Gräfe – Wir waren Kometen
„Von Anfang an mochte ich das Gefühl, dass es etwas zu entdecken gab, wenn wir uns trafen, ohne im Voraus zu wissen, was. Gleichzeitig ahnte ich, dass auch sie in mir etwas sah oder suchte, dass sie vielleicht noch nicht genau benennen konnte“ (17)
Leyla Bektaş – Wie meine Familie das Sprechen lernte
„Sie merkte auch, dass die einzige Frage, die je eine wirkliche Frage gewesen war, vielleicht die danach war, wo man sie denn zwischen diesen zwei Ufern verorten konnte, an welcher Stelle man sie einordnen konnte“ (110)
Martina Berscheid – Fremder Champagner
Lässt ein prickelndes Glas Champagner einen Menschen nicht geheimnisvoll
Stefanie vor Schulte – Das dünne Pferd
„Sie mag Pferde nicht. Sie scheinen ihr eine Verdichtung von Mythen, bedeutungsüberladen und doch unlesbar. Und nach dem Weltuntergang werden sie vermutlich weitergrasen, als wäre nichts.“ (64)
Nicole Seifert – „Einige Herren sagten etwas dazu“ – Die Autorinnen der Gruppe 47
„Geschlecht war nicht nur eine Kategorie der Literaturkritik, es war eine diskriminierende Kategorie, die ganz wesentlich über Erfolg und Misserfolg mitentschied“ (27)
Malin C.M. Ronning – Skabelon
„Aber was meine Familie betrifft und all das, was über uns gesagt worden ist, so will ich der Geschichte dennoch ein paar Dinge hinzufügen“ (8)
Olga Grjasnowa – Juli August September
„Wonach suchst du?“, fragte sie.
Auf diese Frage hatte ich keine Antwort, weder darauf, was ich im Leben suchte, noch, was in Israel oder in Mayas Schubladen.“ (173)
Alex McCarthy – Rosalind Bone
„Das war es, was ein einziges Wort ausrichten konnte. Es konnte eine Frau in ein Gefängnis sperren.“ (118)
Jutta Reichelt – Mein Leben war nicht wie es war
„Vom Unglück erzählen, ohne es zu verlängern – das ist es, worum es mir geht: Ich möchte dazu beitragen, dass das Erzählen von schwierigen, von verstörenden Erfahrungen möglich(er) wird.“ (15)
Laura Lichtblau – Sund
„Stell dir vor, hätte ich sagen können, du bist auf einer Insel, auf der alle so tun, als wäre alles gut, doch gar nichts ist gut.“ (113)
Daniela Krien – Mein drittes Leben
„mich hat es ver-rückt, woanders hingerückt, an diesen Ort, in dieses Niemandsland, dessen Trostlosigkeit nun in ganzer Breite vor mir liegt.“ (93)
Jane Campbell – Bei aller Liebe
„das ist nicht meine Erinnerung, sondern seine. Ganz und gar seine. Wie kann ich meiner Erinnerung trauen, wenn sie Lücken mit Erfundenem füllt? (117)
Lize Spit – Der ehrliche Finder
„Er holte ein paarmal tief Luft. Eile war nie gut, nach Unehrlichkeit war sie der größte Fallstrick für einen Sammler“ (30)
Roisin Maguire – Mitternachtsschwimmer
„Das Meer änderte sich von Tag zu Tag. Von Stunde zu Stunde. Nie wurde sie müde, es zu betrachten.“
Julia Franck – Welten auseinander
„Oft liegen unsere Geschichten und unsere Sicht auf die Wirklichkeit Welten auseinander“ (5)
Sarah Moss – Sommerwasser
„Das Licht verändert sich überhaupt nicht an diesen tristen Sommertagen, Stunde für Stunde sickert graue Blässe durch die Bäume, der Himmel sieht beim Frühstück genauso aus wie beim Zubettgehen. Es regnet.“ (122)
Arno Frank – Seemann vom Siebener
„jetzt sind wir tatsächlich wieder im Freibad, als hätte es die ganze Zeit auf uns gewartet mit seinem Geplätscher und dem Wispern des Windes in den Wipfeln“ (66)
Verena Boos – Die Taucherin
„Wen wählen wir, die wir weder Ehepartner noch Kinder haben, zur Wahlfamilie. Welche Netze knüpfen wir uns, jenseits von Herkunft und Hochzeit. Welche Beziehungen erweisen sich als tragend, ein Leben lang.“ (90)
Dacia Maraini – Tage im August
„Beim Rauchen stellte ich mit Erstaunen fest, dass ich den Eindruck hatte, als sei es gar nicht ich, die dieses zusammengeklebte Papier zwischen die Lippen steckte, sondern jemand anderes und ich würde nur zusehen. Ich war erstaunt, das ich erstaunt war. Mein anderes Ich verschwand wieder. War das wirklich ich gewesen?“ (194)
Ann Napolitano – Hallo Du Schöne
„Ihr ganzes Leben über hatten die Padavano-Schwestern eine unverbrüchliche Einheit gebildet und auch so gehandelt.“ (217)
Irmgard Keun – Nach Mitternacht
„In Frankfurt beim Algin und der Liska fing ein ganz neues Leben für mich an, wie ich es noch gar nicht gekannt hatte. Leider war auch hier immer was mit der Politik los.“ (99)
Annie Ernaux – Die Jahre
„Man trug ein großes, vages Gedächtnis der Welt in sich. Von fast allen Ereignissen blieb einem nur ein Wort, ein Detail, ein Name in Erinnerung“ (236f.)
Judith Hermann – Wir hätten uns alles gesagt
„Und während ich das schreibe, daran zurückdenke, bin ich gar nicht sicher, ob das tatsächlich stattgefunden hat. (55)
Martin Rasper – An der Quelle
„Quellen sind einzigartige Elemente der Landschaft. Sie tragen den Zauber des Anfangs in sich. Sie halten den Kreislauf des Wassers in Gang, sie weben ein Netz des Lebendigen. Quellen sind Synapsen im Gedächtnis der Landschaft.“ (129)