Wo beginnt die eigene Familiengeschichte? Wie viel wissen wir wirklich über unsere Großeltern, Eltern, Geschwister, über unsere transgenerationale Herkunftsgeschichte?

Mordi Jeruscher, Vater der Ich-Erzählerin Rosa, ist gestorben. Diese Nachricht kommt für Rosa nicht überraschend, und doch scheint ihr Leben, das sie doch gerade im Griff hatte, wieder neu verbeult. Rosa geht in die Wohnung ihres Vaters, in der sie einst zu viert lebten. Sie sucht nach etwas Greifbarem ihres Vaters, ihrer gesamten Familie. Durch die verlassenen Räume gehend, auf dem grünen Familiensofa sitzend, brechen Erinnerungen hervor. Blassdunkle Geschichten, fast Vergessenes, Überliefertes und selbst Erlebtes nehmen bruchstückhaft Gestalt an, erzählen von viel Unglück und zugefügten Verletzungen der Jeruschers: Von den Großeltern Zsazsa und Tibor, die einst vor den Deutschen aus Rumänien nach Israel flohen und dort ihre Söhne Mordi und Arie erneut an israelische Kriege, fremde Frauen und die Ferne verloren. Vom Chemiker Mordi, der zum elterlichen Entsetzen nach Deutschland ging, um Geld zu verdienen, dort aber als unterbezahlter Laborant der Stadtwerke endete. Von der Soziologiestudentin Veronika, die ihr Leben mit einer Beziehung zu einem Israeli versöhnen wollte, gegen die dunkle Vergangenheit ihrer Eltern und gegen die katholische bayerische Provinz rebellierte, selbst aber unerbittlich gegen ihren schweigsamen, harmoniesüchtigen Mann Mordi kämpfte. Und schließlich von Rosas Schwester Nadja, zu der sie immer ein schmerzhaftes Ungleichgewicht empfand und die Rosa nach Jahren der Kontaktlosigkeit nun anruft.

Wann lösen sich Erinnerungen und familiäre Wunden auf? Wie kann eine Familientragödie ein versöhnliches Ende finden?

Das titelgebende NOCHMAL VON VORNE wird zum Erzählprinzip der Erzählerin Rosa, die immer wieder an anderen Stellen der Vergangenheit zu erzählen beginnt, nach Momenten sucht, in denen eine Erklärung für schicksalhafte Wendungen liegen könnte, aber zugleich keine nachträgliche Beschönigung oder glättende Umdeutung vornehmen will. Eine ungewöhnliche Herkunftsgeschichte!

[Werbung, Rezensionsexemplar]