Sie liebt es, an den Stränden der Welt zu sein, auf den hohen Wellen der Ozeane zu reiten, den grauen IT- und Büro-Jobs und den leeren Konten zu entfliehen, einzig mit der Weite des Meeres verheiratet zu sein.

„Bisschen bibbern. Bisschen kichern. Nasse Beine. Nasser Bauch. Meine Fingerspitzen tauchen friedlich, zärtlich, in Dich ein. So weich.“ (24)

Doch unbewusst hält sie nach dem einen Menschen Ausschau, mit dem sie an stillen Abenden die Doppelpackung Eis schlecken, nicht nur für eine Nacht die Koje teilen könnte: Die Ich-Erzählerin ist auf der Suche, wenn auch noch etwas unsicher, was sie von ihrer persönlichen Freiheit und erfüllenden Spontaneität aufzugeben bereit ist. Sie sehnt sich nach einem anderen Meer, nach mehr Menschen in ihrem Leben, nach einem Wir.

Und dann taucht er auf, mit dem sie in der Mittagspause ein Eis isst, spontan in seinem VW-Bus über den Brenner fährt und gemeinsam auf den Wellen reitet. Danach geht es schnell, es ist ein überraschendes Eintauchen in ein neues Meer von Erfahrungen. Denn bald schwimmt ein kleines Menschenleben im Bauch der Ich-Erzählerin. Die erste Sesshaftigkeit begleiten Zweifel, Ängste, Glücksgefühle und große Liebe für das Monsterchen.

Vielleicht ist auch das neue Leben nichts anderes, als wieder auf einer hohen Welle zu reiten, auf einem Brett namens Muttersein zum Stehen zu kommen, ohne von jeder Welle mitgerissen zu werden.

Betörend poetisch erzählt Anna Job in SALZIGE MILCH von Veränderungen, die in Wellen kommen, vom Wandel eines Ichs zum Wir, das sich dabei nicht selbst verliert, sondern Neues findet. In Verbindung mit den wunderschönen, pastellfarbenen Bildern der Illustratorin Corinna Pourian ist diese lyrische Erzählung in Schnipseln aus bildhaften Worten und sprechenden Zeichnungen ein absoluter Lese- und Sehgenuss. Über die wechselhafte Liebe zum Meer und zum Mehr. Sehr, sehr gerne bin ich in dieses Bilderbuch für Erwachsene eingetaucht und mitgeschwommen!

[Werbung, Rezensionsexemplar]