Bettina Baltschev – Hölle und Paradies
„mir hätte Fritz Landshoff gefallen, in seiner Beherztheit und seinem Durchhaltevermögen, seiner Redegewandtheit und seinem Charme, mit der er die Exilschriftsteller überzeugt hat, ihm ihre Werke anzuvertrauen, für manche das Einzige und Wertvollste, was ihnen fern der Heimat noch geblieben war.“ (189)
Thea Mengeler – Nach den Fähren
„Wem gehörte die Insel, fragt Ada vorm Zubettgehen, wem gehört sie jetzt?
Er blickt sie an, ohne zu begreifen.
Uns sagt er, natürlich uns. Wir waren hier, nicht nur in den Sommern, sondern auch in den kurzen, kalten Wintern. Wir waren die, die blieben. Wir bleiben noch.“ (46)
Dana Vowinckel – Gewässer im Ziplock
„Wusste Margarita mehr als das? Was wusste sie eigentlich über ihren Vater? Über ihre Mutter? Die Vergangenheit ihrer Eltern, ihrer Großeltern kam ihr vor wie ein Dickicht, undurchdringlich und düster“ (343)
Dilek Güngör – A wie Ada
„Manche Sätze liegen Ada schwer im Magen, sie quellen auf und werden zu groß für ihren Leib. Es braucht Tage, bis sie in einzelne Worte zerfallen.“ (40)
Lutz Seiler – Die Zeitwaage
„Auf meinem Weg von der Garage nach Hause entfernte ich mich auf unumkehrbare Weise von dem, was mein bisheriges Leben ausgemacht hatte. Ich betrat einen leeren, erinnerungslosen Raum und kam gut darin voran, Schritt für Schritt und, gewissermaßen, Zug um Zug.“ (144)
Claire Keegan – Liebe im hohen Gras
„Als er losfuhr, sprang sie auf die Straße und hielt das Auto an. Dann stieg sie ein und verbrachte den Rest ihres Lebens mit einem Mann, der ohne sie nach Hause gefahren wäre.“ (161)
Deniz Utlu – Vaters Meer
„Wie verhalten sich der Vater, an den ich mich erinnern wollte, und jener, den ich erschuf, zueinander?“ (318)
Natascha Wodin – Der Fluss und das Meer
„Ich war in der Provinz der Nachkriegszeit aufgewachsen, und obwohl inzwischen längst in ein anderes Leben entkommen, wurde ich das Gefühl nicht los, immer noch gefangen zu sein in einem toten Winkel, in einer stillstehenden Zeit, die niemals enden würde.“ (81)
Katharina Mevissen – Mutters Stimmbruch
„Sie mustert ihr Gesicht, die Nase, die Falten, die Augen. Sie halten ihrem Blick stand, unbeeindruckt und blau. Es ist unzuverlässiges Blau. Manchmal zieht es sich zurück und wechselt ins Graue. Heute aber leuchtet es kräftiger, als Mutter zumute ist.“ (43)
Iris Wolff – Lichtungen
„In allem gab es diese Dunkelstellen, wo die Erfahrung aufhörte und die Erinnerung anfing. Etwas blieb, und etwas ging verloren, manches schon im Augenblick des Geschehens, und wie sehr man sich auch bemühte, es tauchte nie wieder auf. Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen.“ (76)
