Thea Mengeler – Nach den Fähren

„Wem gehörte die Insel, fragt Ada vorm Zubettgehen, wem gehört sie jetzt?
Er blickt sie an, ohne zu begreifen.
Uns sagt er, natürlich uns. Wir waren hier, nicht nur in den Sommern, sondern auch in den kurzen, kalten Wintern. Wir waren die, die blieben. Wir bleiben noch.“ (46)
Dana Vowinckel – Gewässer im Ziplock

„Wusste Margarita mehr als das? Was wusste sie eigentlich über ihren Vater? Über ihre Mutter? Die Vergangenheit ihrer Eltern, ihrer Großeltern kam ihr vor wie ein Dickicht, undurchdringlich und düster“ (343)
Dilek Güngör – A wie Ada

„Manche Sätze liegen Ada schwer im Magen, sie quellen auf und werden zu groß für ihren Leib. Es braucht Tage, bis sie in einzelne Worte zerfallen.“ (40)
Claire Keegan – Liebe im hohen Gras

„Als er losfuhr, sprang sie auf die Straße und hielt das Auto an. Dann stieg sie ein und verbrachte den Rest ihres Lebens mit einem Mann, der ohne sie nach Hause gefahren wäre.“ (161)
Natascha Wodin – Der Fluss und das Meer

„Ich war in der Provinz der Nachkriegszeit aufgewachsen, und obwohl inzwischen längst in ein anderes Leben entkommen, wurde ich das Gefühl nicht los, immer noch gefangen zu sein in einem toten Winkel, in einer stillstehenden Zeit, die niemals enden würde.“ (81)
Katharina Mevissen – Mutters Stimmbruch

„Sie mustert ihr Gesicht, die Nase, die Falten, die Augen. Sie halten ihrem Blick stand, unbeeindruckt und blau. Es ist unzuverlässiges Blau. Manchmal zieht es sich zurück und wechselt ins Graue. Heute aber leuchtet es kräftiger, als Mutter zumute ist.“ (43)
Iris Wolff – Lichtungen

„In allem gab es diese Dunkelstellen, wo die Erfahrung aufhörte und die Erinnerung anfing. Etwas blieb, und etwas ging verloren, manches schon im Augenblick des Geschehens, und wie sehr man sich auch bemühte, es tauchte nie wieder auf. Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen.“ (76)
Charlotte Gneuß – Gittersee

„Seit Paul fortgegangen war, war jeder Tag ein Tag ohne ihn. Und jeder Tag änderte die Erinnerung. Ich wünschte, ich hätte wenigstens ein Fotos von ihm, doch ich hatte nur diese Skizzen, die Bahngleise, die Verse, das Gartenhaus und Steinfunde von der Ostsee. Wenn er jetzt unten stehen und pfeifen würde, was würde ich tun?“ (132)
Monika Helfer – Vati

„Nicht das Schreiben macht mich müde, auch nicht das Erinnern. Ich will müde sein. Ich setze die Müdigkeit professionell ein. Ich muss näher an die Träume heranrücken, noch nicht Schlaf, aber auch nicht mehr wach, dann funktioniert das Erinnern besser“ (37)
Solvej Balle – Über die Berechnung des Rauminhalts I

„ich bin gerade dabei, mir eine lange Reihe von Novembertagen ins Gedächtnis zurückzurufen, die in meiner Erinnerung allmählich ineinanderfließen. Es sind 121 Tage, an die ich mich zu erinnern habe. Wenn ich kann.“ (18)