
Hannes Köhler – Zehn Bilder einer Liebe
- Stephanie Schaefers
- April 27, 2025
- #frankfurterverlagsanstalt, #hannesköhler, #liebeanderserzählt, #roman
„Wenn ich hier bin, dann, weil ich es will. Jeden Tag“, sagt Luisa im Prolog zu David. Welch herausfordernder Liebesbeweis diese Worte für das ungleiche Paar tatsächlich jeden Tag bedeuten, wird erst klar, wenn wir die ZEHN BILDER EINER LIEBE, ihrer Liebe, kennen gelernt haben.
Zehn intensive Momentaufnahmen zwischen Luisa und David, erzählt aus wechselnden Perspektiven: Eine erste, prickelnd zufällige Urlaubsbegegnung im Jahr 2012, ein Wiedersehen Jahre später, als beide schon mitten im eigenen Leben stehen und dann ganz bewusst gemeinsam weitergehen wollen.
Zehn Bilder voller Leichtigkeit und Anziehung, Verlust und Verlässlichkeit, Schmerz und Trauer. Zehn Bilder, in denen weniger die zeitliche Abfolge als vielmehr die prägenden Überlagerungen von Schönem und Schrecklichem, von Höhen und Tiefen die erzählbaren Schichten der Liebe bilden.
„Sie hielt ihn. Sie hielt seinen ganzen Körper, als er am Flughafen zu zerbrechen drohte, als alles Glas war in ihm und bereit zu zersplittern.“ (71)
Luisa, die ihren Vater nicht kannte und von ihrer Mutter allein großgezogen wurde, liebt ihre Selbstbestimmung. Von ihrer Ehe mit Holger erwartet sie eine Partnerschaft auf Augenhöhe, wird aber enttäuscht.
„Sie hasste das Wort Familie. Familie war Zwang, war Blut und Genetik, war Schweigen, schlecht versteckte Abneigung. (95)
Als Luisa sich in den zehn Jahre jüngeren David verliebt, lebt sie bereits allein mit ihrer Tochter Ronya. Obwohl Luisa dem Konzept Familie misstraut, lässt sie sich auf ein neues Zusammenleben mit dem einfühlsamen David ein, der auch Ronya über alles liebt. David wiederum ist geprägt von der Erinnerung an die wertschätzende Liebe seiner Eltern und lebt ein selbstverständliches Miteinander. Doch Davids Wunsch nach einem weiteren Kind wird zur Zerreißprobe für ihre Beziehung.
Wie sehen unterschiedliche Vorstellungen von Liebes- und Familienglück aus? Was bedeuten Familie und Elternschaft heute?
Hannes Köhler geht diesen Fragen ungeschönt und lebensnah nach. Ich wusste beim Lesen nie, mit welcher Figur ich mich mehr verbunden fühlte, so gut sind die wechselnden Gefühle und Gedanken von Luisa und David beschrieben.
Der kurze Dialog des Prologs hat am Ende des Romans ein anderes Gewicht: Liebe ist, wenn sich ein Paar nach vielen guten und noch mehr schlechten Tagen und Nächten anschaut und immer noch „Ja“ zueinander sagt.
„das war etwas, für das ihr ein besseres Wort fehlte, etwas, auf das sie das alte verfluchte Wort vorsichtig setzen konnte, ohne dass es sich nach Ersticken anfühlte“ (95)
Sehr gern gelesen!
[Unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar]
Infos zum Buch
Genre Roman
Verlag Frankfurter Verlagsanstalt
Seitenzahl 224
ISBN 978-3627003265
Erscheinungsdatum 27.02.2025
Vielen Dank an die Frankfurter Verlagsanstalt für das Rezensionsexemplar!